Porsche Taycan Turbo S
761 PS | 1050 NM | 2.370 kg
225 km/h | 1,3 g (quer) | -1,2 g (längs)
2:07,1
KURZCHARAKTERISTIK
Wie der 911er setzt auch der Taycan, Porsches erster Stromer, Maßstäbe in seinem Segment und fegt die Konkurrenz förmlich von der Straße. Als Turbo S schafft er, wie kein anderes Auto, die Spreizung zwischen Tracktool mit unglaublichen Beschleunigungswerten im Sport + Modus und Sänfte im Comfort Modus.
TESTBEDINGUNGEN
- Wetter: 21°C, sonnig
- Wagenbesetzung Personen: 2
Testwerte
- Rundenzeit Pannonia Ring: 2:07,1
- Topspeed: 225 km/h
ABWEICHUNGEN ZUR SERIE
keine
Technik
- Motor: Zwei Synchronmotoren
- Nennleistung: 761 PS bei Launch Control
- Max. Drehmoment: 1050 NM bei Launch Control
- Motorbauart: Permanenterregte Synchronmaschine mit Flüssigkeitskühlung (Vorder- & Hinterachse)
- Antrieb / Getriebe: Allrad
- Leergewicht: 2.370 kg
- Leistungsgewicht: 3,11 kg/PS
- Reifen: PIRELLI P ZERO | VA 265/35 R 21 | HA 305/30 R 21
FAHRLEISTUNGEN (WERKSANGABEN)
- Topspeed: 260 km/h
- 0-100 km/h: 2,8 sec
LISTENPREIS
ab EUR 189.866,--
Markos Statement
Unser heutiger Kandidat zählt zweifelsfrei zu einer der größten Überraschungen im Hotlap-Fuhrpark.
Wie schon beim Tesla 3 möchte ich hier keine Grundsatzdiskussion zum Thema Elektromobilität vom Zaun brechen sondern mich ausschließlich auf die Performance auf der Rennstrecke beschränken, auch wenn sich vermutlich kaum jemand den Tycan Turbo S als Tracktool kaufen wird.
Zu den Eckdaten: Mit fast 2,4 Tonnen zählt der Tycan sicherlich zu den schwersten Brocken die ich bis dato in einer HOTLAP über die Rennstrecke gejagt habe, mit 761 PS und unvorstellbaren 1.050 Nm auch eindeutig zu den stärksten.
Sowohl BMW M8 Cabrio als auch Mercedes AMG E 63 hatten aber bereits mit „nur“ knapp 2 Tonnen gezeigt, dass zu viel Hüftspeck sich auf der Rennstrecke nachteilig auswirkt und bereits mit ihren +/- 600 PS traktionstechnisch am Limit gekratzt.
Antriebsbedingt wartet man beim Start vergeblich auf das böse Fauchen eines V8 wie in einem AMG GT oder einer Corvette Z06, dafür fühlt man sich im Cockpit auf Anhieb wohl und die Ergonomie lässt porschetypisch nichts zu wünschen übrig. Beim futuristisch klingenden Sound fühlt man sich eher in einem Spacecraft dahingleitend, als in einem Sportwagen.
Dazu trägt auch das Luftfahrwerk bei, dass im Normalbetrieb selbst eine S-Klasse verblassen lässt. Was aber sofort auffällt, wie brutal sich der Tycan nach vorne zoomt sobald man die volle Leistung abruft. Fürsorgliche Piloten sollten ihre Co-piloten rechtzeitig vorwarnen sich im Sitz zu verspreizen, um beschleunigungsbedingte Nacken- oder Wirbelsäulentrauma zu verhindern. Durch den tiefen Schwerpunkt auf Grund der im Boden verbauten Batterien, fällt das Gewicht interessanterweise auf der Rennstrecke kaum auf und die Bremsen zeigen selbst bei härtester Gangart kein Fading, was zu einem Teil sicherlich auch dem Rekuperieren beim Bremsen zu verdanken ist.
Es ist unfassbar wie dieses Auto einlenkt. Fast ist man geneigt zu sagen, die Porsche-Ingenieure haben beim Tycan die physikalischen Gesetze außer Kraft gesetzt. Auf der Rennstrecke wir der Gleiter plötzlich zum reinrassigen Sportauto, wenn man das Thema Sound ausklammert.
Nur um aufzuzeigen wovon wir hier sprechen: In Kurve 3 ist der Tycan Turbo S um 3km/h schneller als der GT2 RS! Mit einer Rundenzeit von 2:07,1 bewegt er sich auf Lamborghini Huracan-Niveau, nimmt er eingangs erwähnten BMW M8 & AMG E 63 über 2,5 Sekunden ab und einem GT3 RS (991) immer noch 0,5 Sekunden!
Die meiste Zeit holt man sich auf der Rennstrecke beim Herausbeschleunigen aus den Kurven. Das unglaubliche Drehmoment und er draus resultierende Schub katapultieren, Dank perfekter Traktion das Fahrzeug um ca. 0,2 Sekunden schneller aus jeder Kurve als sämtliche bisher getestete hochkarätigen Sportautos und das ohne Leistungsverlust über die ganze Runde! Wer nun geneigt ist zu sagen: „Ja, aber dafür ist nach drei Runden Schluss!“ den muss ich enttäuschen, denn für die HOTLAP saugte sich der Tycan nur 11% Leistung aus den Batterien und schafft im Renntempo ca. 45km bzw. 10 Runden am Pannoniaring. Bei geeigneter Ladeinfrastruktur ist er in 30 Minuten wieder zu 80% geladen und bereit wieder auf GT3 RS-Jagd zu gehen.
FAZIT:
Der Tycan Turbo S ist ein Fahrzeug, bei dem die Spreizung „Normal – Sport – Sport +“ funktioniert, wie bei keinem anderen. Im Normalmodus hat man im Alltag das Gefühl dahinzuschweben, da das Luftfahrwerk so ziemlich Alles vom Fahrer fernhält was die Straße an Unebenheiten anzubieten hat, kaum Fahrgeräusche ins Cockpit vordringen und antriebsbedingt keine Vibrationen wahrzunehmen sind. In Sport + entwickelt der Tycan Turbo S einen Vortrieb der, gekoppelt mit dem Sound, der Enterprise und Warp 8-Geschwindigkeit gleicht. Er ist das einzige mir bekannte Auto bei dem selbst manchen Fahrern auf Grund der brutalen Beschleunigung schlecht wird, mit dem man bei einem Trackday Spaß haben kann und der sicher für erstaunte Gesichter bei so manchem Sportwagen-Fahrer sorgt.